PAUCKSCH AG

Paucksch A.G. Eigentlich: Hermann Paucksch Aktiengesellschaft (H. Paucksch AG). Die Landsberger Familien Maschinenbau Fabrik (Maschinenbau Anstalt) wurde im Jahre 1843 von Hermann [Johann Gottlieb] Paucksch gegründet. Eine der größten Fabriken in der Landsberger Vorkriegszeit. In den Jahren 1845-1849 als Paucksch & Schroeder bekannt und ab 1850, nach der Zusammenarbeit mit Johann Heinrich Freund aus Berlin, als Paucksch & Freund (Kommanditgesellschaft J. Hch. Freund & Comp.), sowie Paucksch & Freund KG, eingetragen und bis 1923 existiert. Danach wurde sie durch die Waggon und Maschinenbau AG Görlitz ( Zgorzelecka Fabryka Wagonów i Maszyn S.A.) übernommen.

Es war ursprünglich eine kleine Werkstatt in der Poststraße (heute ulica Hawelaska), das sich mit der Schlossereiarbeiten und Maschinenreparaturen befasste. Ab 1846 wurde es zyklisch erweitert und hatte eine eigene Gießerei in der Dammstraße (heute ulica Grobla in Zawarcie). In der Blütezeit befand sich die Fabrik in dem Viertel zwischen heutigen Straßen: Grobla, św. Jerzego und Przemysłowa. Im Jahre 1873 beschäftigte sie 751 Mitarbeiter (davon 51 Büroangestellte) und 1912 - 850 Personen.

Spezialisiert hat sie sich in die Produktion von Kesseln aller Art (u. a. für Lokomobile und Zugmaschinen), Dampfkessel, stationäre und mobile Dampfmaschinen, Gas- und Dieselmotoren, Flussschiffe sowie Schiffsdampfmaschinen, Trocknungsanlagen für die Landwirtschaft und komplette Spiritus - Brennereianlagen. Die H. Paucksch Maschinenbauanstalt hat bis zum Jahr 1926 über 12.000 Kessel verschiedener Art produziert. In der Folgezeit hat sie für Unternehmen und Kommunen Gesamtprojekte, (Anlagen und Gebäude, u.a. Kraftwerke, Wasserpumpstationen, Wasserturbinen sowie Pumpstationen), entworfen und die technischen Anlagen dazu geliefert. Von 1904 bis 1911 hat die Paucksch AG 250 solcher Projekte realisiert. Zu dieser Zeit war die Fabrik ein führender Hersteller (über 66% Marktanteile) von Trocknungsanlagen für die Landwirtschaft im östlichsten Teil Deutschlands und Osteuropas.

Das Unternehmen kann auch stolz auf mehrere Patente sein. Innovative Lösungen für die Fertigung und Technologie wurden in den Patentämtern aufgenommen (das erste Patent wurde unter der Nummer 891 am 7. Juli 1877 in Kaiserlichen Patentamt in Berlin registriert).

Viele Produkte und deren Weiterentwicklungen aus der Pauckschen Fabrik in Landsberg/Warthe, u.a. der ab 1869 produzierte Wasserrohrkessel oder der Dieselmotor mit einer Leistung von 20-500 PS (hergestellt ab 1900), sind schon Mitte 1897 bei dem Patentamt angemeldet worden. Sie haben Anerkennung nicht nur in Deutschland sondern auch in Europa, Südafrika, Argentinien und vielen anderen Ländern, gewonnen. In Pretschen, in der Nähe Berlins, steht eine Brennerei, gebaut 1848 mit einer Dampfmaschine der Firma Paucksch. Ein wichtiger Produktionszweig der Fabrik waren Dampfmaschinen als Antriebsmotoren für die Schiffe. Sie wurden zuerst für Schiffswerften gebaut, u.a. in Bremen und Lübeck und ab 1901 für die eigene Werft (Schiffswerft Paucksch AG), an der Warthe in Landsberg. Bis 1926 wurden hier cirka 70 Schiffe und Dampfschiffe(1) gebaut.

Erzeugnisse der Paucksch Fabrik wurden auf vielen Industriemessen präsentiert und ausgezeichnet sowie auf Ausstellungen weltweit, u.a. in 1873 in Wien und 1900 in Paris.

Neben Hermann [Johann Gottlieb] Paucksch (der als Gründer, Besitzer, und Hauptaktionär eingetragen war) waren unter den Führungskräften auch seine Söhne Hermann [Johann Heinrich] Paucksch (Leiter der Entwicklung und der Produktion) und Otto [Johann Hermann] Paucksch (Gesellschafter, Leiter des Vertriebes und Handels). Auch seine Schwiegersöhne: Max Nonn (Gesellschafter und Mitglied der Geschäftsleitung, verantwortlich für die Produktion und Vertrieb der Brennereien, sowie Felix Wolfgang John (Ingenieur und Konstrukteur), gehörten dazu. Hermann [Johann Heinrich] Paucksch wurde im Jahre 1884 leitender technischer Direktor der Fabrik und hat 1916 auf Grund von Unstimmigkeiten und tiefen Differenzen mit dem Aussichtsrat diese Funktion aufgegeben.

Die Entwicklung der Fabrik wurde im Jahre 1893 durch einen große Brand gestoppt. Die Versicherungssumme der Entschädigung lautete auf cirka 750.000 Goldmark. Für das Geld wurden die Fabrikhallen moderner und neu aufgebaut. Die Modernisierung der Maschinen ist jedoch nicht hinreichend gelungen. Hermann Paucksch hat auf seine Aktienmehrheit, auf Grund von der nötigen Kapitalerhöhung, in der Firma verzichten müssen und verlor somit die Kontrolle über das Unternehmen. Sechs Jahre später, 1899, ist er gestorben. Im Jahre 1895 ist auch einer der Gesellschafter - Felix Nonn - zurückgetreten. Die politische Situation in Europa, der 1. Weltkrieg, dessen Folgen mit Gebietsabtretungen und der Anfang der Wirtschaftskrise, haben Einfluss auf die abnehmende Bedeutung der Firma gehabt, so dass es 1923 von der Görlitzer Wagon- und Maschinenfabrik, Görlitz übernommen wurde. Die Fabrikanlagen der Paucksch AG haben beide Kriege überstanden. Von 1948 bis zur Auflösung im Jahre 2002 wurde dort Zakłady Mechaniczne Ursus (bekannt als Zakłady Mechaniczne Gorzów) angesiedelt. Die letzten Hallen wurden in den Jahren 2008 – 2009 endgültig abgerissen. Heute befindet sich dort der Galeria Handlowa Nova Park.

Die Fabrik war durch die hohen Standards der sozialen Rechte für die Arbeitnehmer bekannt. Sie hatten lebenslange Ansprüche ihren Job und deren Familien besaßen Vorrang bei Einstellungen. Alle waren versichert, da H. Paucksch 1874, anlässlich der Fertigung des 1.000sten Dampfkessels die Pensions- und Invalidenkasse mit einer Eigenverpflichtung gründete. Er war einer der ersten Fabrikanten der in diesem Ausmaß ein System zum Schutz der Arbeitnehmer eingeführt hat. [ Angaben vom: 17.11.2016 ]

Kazimierz Ligocki / Fotos: aus der Sammlung W. Paucksch
Copyright für Texte und Bilder vorbehalten ©.
Melde die Korrekturen und Ergänzungen: encyklopedia.go@wimbp.gorzow.pl

Quelle: [1] – Wolfhart Paucksch; [2]- "Gazeta Lubuska" und "Gazeta Wyborcza"

Fußnoten: (1) – es fehlen genaue Quellen